Essen gehen in Moskau

Von Alexander Popov

Zugegeben: Denkt man an Moskau, kommen einem nicht unbedingt zuerst die kulinarischen Vorzüge der russischen Hauptstadt in den Sinn. Die größte Stadt Russland hat als Weltmetropole allerdings weitaus mehr zu bieten, als das zu Sowjet-Zeiten der Fall war, in denen karge Kost mit Kraut, Rüben und Kartoffeln den Speiseplan domineirten. Ob man nun russische Klassiker, internationale Küche, oder Spezialitäten aus anderen ehemaligen Sowjet-Teilrepubliken sucht – in Moskau gibt es für jeden Geldbeutel etwas passendes.

Russische Kantinen – günstiges und authentisches Essen zur Mittagszeit

Ist man auf der Suche nach einem bezahlbaren günstigen Essen, dass auch noch authentisch russisch ist, wird man in einer sogenannten Stolowaja (столовая) fündig. Die direkte Übersetzung ins Deutsche wäre wohl Cafeteria, wobei dieser Begriff dem kulturellen Phänomen der Stolowaja nicht gerecht wird. Zu Sowjet-Zeiten waren diese Selbstbedienungs-Gaststätten die wohl beliebtesten Orte, um abseits der eigenen vier Wände zu essen.

Dabei gibt es natürlich die klassischen Kantinen in Betrieben und Bildungseinrichtungen, die meist auch öffentlich zugänglich sind. Beispielsweise in einer Stolowaja eines Rathauses oder einer Universität als Auswärtiger zu essen ist, anders als in Deutschland, in Russland völlig normal. Doch die Institution Stolowaja hat auch abseits dessen überlebt und mittlerweile gibt es selbst in trendigen Vierteln Hipster-Kantinen, in denen man typisch russische Kost zu erschwinglichen Preisen erhält.

Die wohl berühmteste Stolowaja der russischen Hauptstadt heißt schlicht Stolowaja 57 und befindet sich im Obergeschoss des Luxus-Kaufhauses GUM am roten Platz. Wenn man in Moskau also ein Mal typische Soljanka, russischen Buchweizen oder Schweinfleisch in Form von Kotleti probieren möchte, ist man hier gut aufgehoben.

Auch ohne Russisch-Kenntnisse kommt man hier sehr gut weiter, muss man doch in der Schlange, die an den meist an in Vitrinen oder großen Schüsseln vorbereiteten und präsentierten Gerichte vorbeiführt, diese nur auswählen, indem man auf sie zeigt und sie werden einem vom Personal auf den Teller gelegt.

Ein großer Fauxpas wäre jedoch, sich ungefragt selbst zu bedienen, was meist mit einer unfreundlichen Reaktionen seitens des Personals quittiert wird. Das Gericht wird einem per Teller aufs Tablett serviert und im Zweifel ist es auch völlig normal mehrere Teller auf seinem Tablett zu platzieren. Am Ende der Schlange folgt dann die Kasse, wo man individuell, je nachdem was man sich auf das Tablett gelegt hat, bezahlt.

Fast Food auf Russisch

Natürlich gibt es auch in Russland die allgegenwärtigen amerikanischen Fast-Food-Ketten und gerade McDonald’s erfreut sich in Russland riesiger Beliebtheit. Als die ersten Läden mit dem goldenen M nach dem Ende der Sowjetunion aufmachten, bildeten sich wochenlang riesige Schlangen, die Russen waren quasi verrückt nach Big Mac und Co. Noch immer ist McDonald’s in Russland äußerst beliebt, wohl noch mehr als beispielsweise in Deutschland. Auch KFC, Subway und Burger King haben sich im Riesenreich breitgemacht, genauso wie der in Deutschland allgegenwärtige Döner.

Aber auch wenn man in Russland auf der Suche nach einem schnellen bezahlbaren Snack ist, muss man nicht bei McDonalds landen. Zum Glück gibt es aber auch in Russland ein paar Alternativen, die den lokalen Traditionen entsprechen.

Zum einen wäre da die in Moskau und Petersburg sehr beliebte Kette Teremok (Теремок), die in erster Linie russische Pfannkuchen, auf russisch Blini anbietet. Bei Teremok kann man die einfachen Gerichte schon für um die 2€ haben – zum Einen natürlich die berühmten Pfannkuchen mit allerlei Zutaten von herzhaft, bis süß, aber beispielsweise auch Salate und andere Beilagen. Bis hin zu Blini mit Kaviar findet man hier alles, was man als Pfannkuchen-Liebhaber gerne hätte.

Eine weitere Option ist die Stolowaja-Kette Mu-Mu, die meist mit einer Kuh vor dem Laden wirbt. Auch dort gibt es russische Klassiker, wie Blini, Soljanka und Borshtsh zu äußerst erschwinglichen Preisen. Von der bekannten Einkaufsstraße Arbat bis hin zum Flughafen Scheremetjewo gibt es zahlreiche Filialen der beliebten Kette.

Wohl noch häufiger zu finden sind die Ableger von Kroschka Kartoschka (Крошка Картошка), einem weiteren typischen russischen Fast-Food-Geschäft. Hier findet man alles was nur irgendwie mit Kartoffeln zu tun hat – jedoch ist der Laden vor allem für seine Folien-Kartoffeln bekannt, die reichhaltig nach Wunsch mit weiteren Zutaten garniert werden. Am Wochenende haben viele Filialen die ganze Nacht über geöffnet, so dass man nach einer langen durchzechten Nacht hier seinen Hunger stillen kann. Praktischerweise findet man viele der Kroschka-Läden an Metro-Stationen.

Gehobene russische Küche

Natürlich gibt es in Moskau nicht nur günstiges Fast Food. Immerhin leben geschätzte 100.000 Millionäre in der Mega-Metropole und dementsprechend gibt es auch mehr als genug Restaurants für den gehobenen Geschmack. Eines der wohl exklusivsten Restaurants ist das Turandot am Tverskoy Boulevard, das mit einer interessanten Mischung aus panasiatischer Küche aufwartet, die einen interessanten Kontrast zum barocken Interieur des Restaurants bildet. Wenn man Seite an Seite mit Moskaus Schönen und Reichen dinieren will, ist man hier genau richtig aufgehoben, muss aber mit einer saftigen Rechnung rechnen.

Unweit vom Turdandot befindet sich eine erschwinglichere Version des Luxus-Erlebnis im barocken Stil. Vom Café Pushkin war zuerst in einem französischen Chanson von Gilbert Becaud die Rede – erst Ende der 90er öffnete das Restaurant, benannt nach Russlands bekanntestem Dichter, die Pforten auf. In barockem Ambiente, das an die Zarenpaläste Petersburgs erinnert, isst man hier russische Spezialitäten wie Pelmeni oder Chicken Kiew bis hin zu traditionellen Blini. Das einfache Mittagsmenü gibt es bereits unter 10 € zu haben.

Internationale Küche in Moskau

Moskau ist zwar nicht unbedingt dafür bekannt, aber de facto ebenso ein großer Schmelztiegel der Kulturen, wie es New York ist. Nicht nur, aber vor allem aus den 14 anderen ehemaligen Staaten der Sowjetunion. Eines dieser Länder ist Georgien und auch wenn die Beziehungen der beiden Staaten mittlerweile auf politischer Ebene angespannt sind, lieben die Russen doch das georgische Essen und den georgischen Wein. Die Khinkali genannten georgischen Maultaschen sowie die berühmten Pizza-artigen Teigschiffchen mit Käse und Ei, genannt Khachapuri, sind in Moskau äußerst beliebt.

Dazu einen georgischen Wein und eventuell einen Schaschlik-Spieß und schon hat man ein tolles Abendessen. Die Zahl der Georgier in Moskau geht in die Hunderttausende, kein Wunder also, dass es eine entsprechende Zahl von Restaurants gibt. Die georgische Kette Khinkalnaya hat ein gutes Dutzend Dependancen in Moskau und bietet tolle Qualität zu bezahlbaren Preisen.

Fast ebenso beliebt sind in Moskau Sushi und alles weitere asiatische. Die Auswahl ist quasi unbegrenzt und in fast jedem Moskauer Viertel findet man mehrere Sushi-Läden. Das wohl bekannteste jedoch ist das Novikov im Ritz Carlton Hotel, auch hier muss man jedoch mit gehobener Qualität zu gehobenen Preisen rechnen.

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